Die Externsteine im mystischen Abendlicht

Externsteine

Highlights

  • Mystische Sandstein­formationen im Teutoburger Wald
  • Ein faszinierender Ort mit rätselhafter Historie

Wie die krummen Finger einer Hand ragen sie in den Himmel, die Externsteine bei Paderborn. Bereits auf den ersten Blick wirkt die Felsformation interessant, richtig spannend wird es jedoch, wenn man näher an sie herantritt. Denn bei den Externsteinen handelt es sich nicht bloß um nackte Felsen im Wald. Wer sie besucht, taucht ein in eine Welt voller Magie und Rätsel – ein Erlebnisbericht.

Magische Felsen im Wald

Die Sonne ist gerade hinter dem Horizont verschwunden, als der markante Geruch von Räucherstäbchen zu uns emporsteigt. Es ist stiller geworden an den Externsteinen. Da, wo gerade noch wuselige Sonntagsausflugsatmosphäre herrschte, kehrt langsam Ruhe ein.
Viel hatten wir im Vorfeld gelesen, über die Neopaganisten – Anhänger neureligiöser Bewegungen, zu denen auch die modernen Hexen und Magier zählen –, für die die Felsformation bei Paderborn eine Art spirituelle Kultstätte darstellt. So viel, dass wir uns nun schon den Geruch von Räucherwerk einbilden? Wir genießen die Aussicht von hoch oben auf dem Felsen. Der Herbst hat bereits begonnen, bunte Farbtupfer in den Wald um uns herum zu zaubern. Auf der Wiese unter den Felsen haben sich zwei Frauen zum Tai-Chi getroffen.

Das deutsche Stonehenge

Etwas grotesk muten sie schon an, diese Felsen, die so unvermittelt bis zu über 40 Meter hoch aus dem Nichts in den Himmel ragen. Zu unserer Linken wirft der Turmfels seinen immer länger werdenden Schatten. Um auf seinen Gipfel zu gelangen, muss man in schwindelerregender Höhe eine Holzbrücke überqueren. Oben angekommen trifft man auf die sogenannte Höhenkammer: ein halboffener, in den Fels geschlagener Raum, dessen Zentrum von einem mysteriösen Steinaltar dominiert wird.

Wer die Anlagen geschaffen hat, die über die gesamte Felsformation verteilt sind, und welchem Zweck sie einmal dienten, ist weitestgehend unklar. Die Neopaganisten jedenfalls glauben, dass es sich dabei um ein ursprünglich heidnisches Heiligtum handelt, vergleichbar mit Englands berühmtem und ähnlich rätselhaftem Steinkreis Stonehenge. Nicht zuletzt eine runde Öffnung im Fels über dem Externsteinaltar unterstützt dabei ihre These, denn zur Sommersonnenwende steigt die Sonne just dahinter über den Horizont. Anhänger diverser religiöser und esoterischer Strömungen aus ganz Deutschland pilgern deswegen jedes Jahr zu den Steinen. Früher wurden hier von der bunt gemischten Truppe sogar festivalartige Veranstaltungen abgehalten, seit einiger Zeit bemühen sich die zuständigen Behörden jedoch, das in ihren Augen zu wild gewordene Treiben einzudämmen.

Gänsehautfeeling am Sargstein

Ähnlich rätselhaft wie der Turmfels mit seinem Altar kommt der nebenan gelegene Grottenfels daher. Die namensgebende Aushöhlung liegt in seinem Fundament: ein in den Fels geschlagener Raum, der sich über mehrere Kammern erstreckt und dessen Wände von Fensteröffnungen unterbrochen werden. Direkt unterhalb befindet sich das vermutlich gruseligste Element der Externsteingruppe: der rätselhafte Sargstein, ein massiver Felsblock mit einer Aussparung in Form eines menschlichen Körpers. Sein ursprünglicher Verwendungszweck liegt – wie auch bei der restlichen Anlage – im Dunkeln. Einer weiteren gängigen Theorie zufolge wurde die gesamte Stätte als symbolische Erinnerung an den Tod Christi errichtet.

Mystische Rituale im Abendlicht

Wir verbringen eine ganze Weile damit, die Felsen zu umrunden und die vielen verschiedenen in den Stein geschlagenen Elemente zu betrachten. Plötzlich ist er wieder da, der würzige Geruch – und schließlich entdecken wir auch endlich die Räucherstäbchen nebst brennenden Kerzen. Wir haben es uns zuvor also nicht eingebildet, irgendjemand scheint hier gerade erst ein magisches Ritual durchgeführt zu haben. Die dazugehörigen Hexen und Magier sind allerdings nirgends mehr zu sehen. Schließlich treten wir den Heimweg an. Im fahlen Abendlicht werfen wir einen letzten Blick zurück auf die Externsteine. Ein wenig mystisch wirken sie ja schon.